
Die Wahl eines Motorrads ist eine Investitionsentscheidung, bei der die Total Cost of Ownership (TCO) den Kaufpreis oft in den Schatten stellt.
- Einfache, luftgekühlte Motoren und Kardanantriebe reduzieren den Werkstattaufwand und die laufenden Kosten drastisch.
- Komplexe Elektronik und exotische Technik wie Desmodromik sind die grössten versteckten Kostenfaktoren.
Empfehlung: Führen Sie vor jedem Kauf ein Effizienz-Audit anhand des technischen Datenblatts durch, um die langfristigen Kosten (in Zeit und Geld) zu kalkulieren, statt sich von der reinen Leistung blenden zu lassen.
Für berufstätige Motorradfahrer in der Schweiz ist Zeit die knappste Ressource. Die Vorstellung, nach einer langen Arbeitswoche das Wochenende mit Kettenpflege oder der Planung des nächsten teuren Werkstatttermins zu verbringen, ist frustrierend. Die Leidenschaft fürs Fahren wird durch den Aufwand der Instandhaltung getrübt, und die Kosten summieren sich schnell zu einem Betrag, der die Freude am Hobby schmälert.
Viele Ratgeber konzentrieren sich auf allgemeine Spartipps wie „regelmässiger Ölwechsel“ oder empfehlen pauschal japanische Marken. Diese Ratschläge sind zwar nicht falsch, aber sie kratzen nur an der Oberfläche. Sie behandeln das Motorrad als Hobby, nicht als Asset, dessen Unterhalt optimiert werden kann und muss. Sie ignorieren die entscheidenden technischen Details, die zwischen wenigen hundert und mehreren tausend Franken jährlichen Kosten entscheiden.
Doch was wäre, wenn der Schlüssel zur Maximierung Ihrer Fahrzeit und zur Minimierung Ihrer Kosten nicht in kleinen Pflegetipps liegt, sondern in einer strategischen Grundsatzentscheidung beim Kauf? Dieser Artikel verfolgt einen anderen Ansatz: den des Flottenmanagers. Wir betrachten ein Motorrad als eine Investition und analysieren dessen Total Cost of Ownership (TCO) – die Gesamtkosten über den Lebenszyklus. Es geht darum, nicht nur den Kaufpreis, sondern die Folgekosten in Franken und, noch wichtiger, in persönlichen Arbeitsstunden zu bewerten.
Wir werden gemeinsam lernen, technische Datenblätter wie ein Effizienz-Auditor zu lesen, die wahren Kosten von „Premium-Features“ zu entlarven und eine kalte, faktenbasierte Rechnung aufzustellen, die Ihnen zeigt, wie die richtige Wahl Ihnen Hunderte von Franken und wertvolle Stunden an Lebenszeit pro Jahr sparen kann. Denn am Ende zählt nur eines: mehr Zeit auf der Strasse, weniger Zeit in der Garage.
Inhaltsverzeichnis: Wartungsarme Motorräder – Die TCO-Analyse
- Warum brauchen wartungsarme Modelle 60% weniger Werkstattzeit als komplexe?
- Wie erkennen Sie am Datenblatt, welches Motorrad wartungsarm ist?
- Kardan oder Kette: Welcher Antrieb spart bei 15’000 km pro Jahr mehr Wartungszeit?
- Wie elektronische Extras Ihre Wartungskosten um 1’200 CHF jährlich erhöhen
- Ab welcher Leidenschaft rechtfertigen sich 12 Stunden Wartung pro Jahr?
- Warum überleben einfache Motoren ihre komplexen Konkurrenten um 50’000 km?
- Sollten Sie bei nur 3’000 km pro Jahr trotzdem jährlich warten?
- Wie Sie mit 300 CHF jährlicher Wartung 4’000 CHF Reparaturen verhindern
Warum brauchen wartungsarme Modelle 60% weniger Werkstattzeit als komplexe?
Aus der Perspektive des Total Cost of Ownership (TCO) ist die Werkstattzeit ein direkter Kostenfaktor – sei es durch die Rechnung des Mechanikers oder durch Ihre eigene, unbezahlte Arbeitszeit. Der Unterschied zwischen einem konstruktiv einfachen und einem hochkomplexen Motorrad ist hierbei nicht marginal, sondern fundamental. Werkstatterfahrungen zeigen, dass einfache Naked Bikes bis zu 60% weniger Arbeitsstunden für Standardwartungen benötigen als vollverkleidete Supersportler mit exotischer Technik.
Ein prägnantes Beispiel verdeutlicht diese Kluft. Die Ventilspielkontrolle ist eine der zeitaufwändigsten Routinearbeiten. Bei einem einfachen Modell wie einer Honda CB500F sind die Ventile leicht zugänglich. Ein geübter Mechaniker erledigt die Prüfung und Einstellung oft in unter zwei Stunden. Im Gegensatz dazu steht ein Hightech-Motorrad mit Desmodromik-Ventilsteuerung. Hier müssen erst aufwendig Verkleidungen, Tank und Airbox demontiert werden, bevor die eigentliche, hochpräzise Arbeit beginnen kann. Dies führt zu dramatisch unterschiedlichen Kosten, wie eine Analyse der Unterhaltskosten einer Ducati zeigt: Während der Honda-Besitzer für eine grosse Inspektion mit rund 200 CHF davonkommt, summieren sich allein die 3,5 bis 5,2 Stunden für die Ventilspielkontrolle bei der Ducati zu einer Rechnung von 650 bis 900 CHF.

Dieser Zeitunterschied ist kein Zufall, sondern das Resultat bewusster Design-Entscheidungen. Komplexe Modelle priorisieren Spitzenleistung und erfordern dafür filigrane, schwer zugängliche Komponenten und spezielle Werkzeuge. Wartungsarme Modelle hingegen sind auf Langlebigkeit und Servicefreundlichkeit ausgelegt. Jeder Handgriff ist schneller erledigt, was die Arbeitskosten direkt senkt und die TCO über die Haltedauer massiv beeinflusst.
Wie erkennen Sie am Datenblatt, welches Motorrad wartungsarm ist?
Ein technisches Datenblatt ist für einen Flottenmanager das, was eine Bilanz für einen Investor ist: eine Fundgrube an Informationen, die über den zukünftigen Erfolg oder Misserfolg der Investition entscheiden. Anstatt sich von PS-Zahlen und Höchstgeschwindigkeiten blenden zu lassen, müssen Sie lernen, die Indikatoren für hohe TCO und geringe „Return on Time“ (ROT) zu identifizieren. Ein systematisches Effizienz-Audit des Datenblatts entlarvt potenzielle Kostenfallen, bevor sie zuschlagen.
Der wichtigste Einzelwert sind die Serviceintervalle. Ein Intervall von 12’000 km oder mehr ist ein klares Zeichen für ein modernes, wartungsarmes Design. Kürzere Intervalle bedeuten häufigere Werkstattbesuche und damit höhere Kosten und mehr Zeitverlust. Achten Sie ebenso auf den Motortyp: Luft- oder luft-/ölgekühlte Motoren mit wenigen Zylindern (Ein- oder Zweizylinder) haben weniger bewegliche Teile und keine fehleranfällige Wasserkühlung (Kühler, Schläuche, Pumpe). Dies reduziert die Komplexität und potenzielle Fehlerquellen erheblich.
Weitere kritische Punkte sind der Antrieb und die Ventilsteuerung. Ein Kardanantrieb ist nahezu wartungsfrei, während eine Kette regelmässige Pflege erfordert. Bei der Ventilsteuerung sind einfache Kipp- oder Schlepphebel wesentlich unkomplizierter und günstiger einzustellen als Tassenstössel, die den Ausbau der Nockenwellen erfordern können. Selbst scheinbar banale Dinge wie die Reifendimensionen haben einen Einfluss: Gängige Grössen wie 120/70-17 vorne und 180/55-17 hinten sind günstiger und breiter verfügbar als exotische Formate.
Ihr Effizienz-Audit: Checkliste zur Prüfung des Datenblatts
- Serviceintervalle prüfen: Suchen Sie nach Werten von 12’000 km oder mehr. Alles darunter erhöht die Frequenz der Werkstattbesuche.
- Motortyp checken: Bevorzugen Sie luftgekühlte Ein- oder Zweizylinder. Weniger Zylinder und kein Kühlsystem bedeuten weniger Komplexität und Fehlerquellen.
- Antrieb bewerten: Ein Kardanantrieb signalisiert minimalen Wartungsaufwand. Eine Kette bedeutet regelmässige Pflege und Austausch.
- Ventilsteuerung analysieren: Einfache Kipp- oder Schlepphebel sind günstiger im Service als Tassenstössel, die oft den Ausbau von Nockenwellen erfordern.
- Reifengrössen kontrollieren: Gängige Dimensionen (z.B. 120/70-17) sind in der Schweiz günstiger und leichter verfügbar als seltene Sondergrössen.
Kardan oder Kette: Welcher Antrieb spart bei 15’000 km pro Jahr mehr Wartungszeit?
Die Wahl zwischen Kardan- und Kettenantrieb ist eine der fundamentalsten Entscheidungen im TCO-Management eines Motorrads. Es ist der direkte Vergleich zwischen einem „Fit-and-Forget“-System und einem System, das kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordert. Für einen Viel- und Ganzjahresfahrer mit 15’000 km Jahresleistung in der Schweiz wird dieser Unterschied zu einer signifikanten Grösse in der persönlichen Zeit- und Kostenbilanz.
Eine Kette verlangt Pflege: Reinigung und Schmierung etwa alle 500 bis 800 Kilometer. Bei Nässe und winterlichem Salzeinsatz sogar noch häufiger. Konservativ gerechnet, investiert man pro Pflegezyklus rund 20 Minuten. Bei 15’000 Kilometern pro Jahr summiert sich dieser Aufwand schnell auf 8 bis 10 Stunden reiner Wartungszeit. Das ist ein komplettes Arbeitswochenende, das ausschliesslich für die Antriebspflege geopfert wird. Hinzu kommen die Kosten für einen neuen Kettensatz, der je nach Fahrweise und Pflege alle 20’000 bis 30’000 km fällig wird.
Der Kardanantrieb hingegen arbeitet gekapselt und wartungsfrei. Die einzige erforderliche Massnahme ist ein Ölwechsel im Endantrieb, typischerweise alle 20’000 bis 40’000 Kilometer – eine Arbeit von wenigen Minuten. Ein Kostenvergleich für Antriebssysteme in der Schweiz quantifiziert den finanziellen Vorteil: Ein neuer Kettensatz inklusive Montage kostet rund 450 CHF. Der Kardanölwechsel schlägt mit nur etwa 120 CHF zu Buche. Auf die Laufleistung umgelegt, spart der Kardan nicht nur fast die gesamten 8-10 Stunden Pflegezeit pro Jahr, sondern ist auch finanziell deutlich günstiger im Unterhalt.
Für den strategisch denkenden Fahrer ist die Kalkulation eindeutig: Der Kardanantrieb bietet einen massiv höheren „Return on Time“ (ROT). Die eingesparte Zeit kann direkt in zusätzliche Fahrkilometer oder andere Freizeitaktivitäten investiert werden, was den Nutzwert des Motorrads als Asset deutlich steigert. Die Kette bleibt eine Option für Puristen, Leichtbaufanatiker oder Fahrer mit sehr geringer Jahreskilometerleistung, wo sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält.
Wie elektronische Extras Ihre Wartungskosten um 1’200 CHF jährlich erhöhen
Moderne Motorräder sind zunehmend mit hochentwickelter Elektronik ausgestattet: semi-aktive Fahrwerke, Kurven-ABS, Traktionskontrollen mit Gyrosensoren und voll-digitale Cockpits. Aus Marketingsicht sind dies kaufentscheidende Features. Aus der TCO-Perspektive eines Flottenmanagers sind sie jedoch potenzielle Kostenfallen mit hohem finanziellen Risiko. Während mechanische Defekte oft vorhersehbar sind, treten Elektronikfehler plötzlich auf und sind fast immer teuer.
Das Problem liegt in der Diagnose und Reparatur. Ein defekter mechanischer Bremshebel ist schnell identifiziert und ausgetauscht. Ein sporadisch ausfallender Sensor im elektronischen Fahrwerk hingegen erfordert teure, markenspezifische Diagnosegeräte und hochspezialisierte Techniker. Der Stundensatz für einen Elektronik-Spezialisten ist oft höher als der eines normalen Mechanikers. Zudem lautet die Lösung häufig nicht „Reparatur“, sondern „Austausch des kompletten Moduls“. Eine defekte Steuereinheit für das Fahrwerk oder ein fehlerhaftes ABS-Modul kann leicht Kosten von 1’500 bis 2’500 CHF verursachen.
Selbst wenn kein Defekt auftritt, treibt die Elektronik die Wartungskosten in die Höhe. Software-Updates müssen aufgespielt, Systeme kalibriert und Sensoren geprüft werden. Jeder dieser Schritte verlängert die Dauer des Standardservices und erscheint als zusätzliche Position auf der Rechnung. Die im Titel genannten 1’200 CHF Mehrkosten pro Jahr sind ein realistisches Szenario, wenn man die Amortisation eines einzigen grossen Elektronikdefekts (z.B. 2’400 CHF) über zwei Jahre oder die Summe kleinerer, wiederkehrender Software- und Diagnosekosten betrachtet.

Die strategische Entscheidung lautet daher: Bewerten Sie jedes elektronische Feature kritisch nach seinem tatsächlichen Nutzen für Ihr Fahrprofil. Ein einfaches, aber zuverlässiges ABS ist essenziell. Ein semi-aktives Fahrwerk, das sich automatisch anpasst, ist für den täglichen Pendlerverkehr möglicherweise ein überdimensionierter und riskanter Luxus. Weniger Elektronik bedeutet weniger potenzielle Fehlerquellen und eine deutlich berechenbarere und niedrigere TCO.
Ab welcher Leidenschaft rechtfertigen sich 12 Stunden Wartung pro Jahr?
Bisher haben wir die Wartung aus einer reinen TCO-Perspektive betrachtet, bei der jede Stunde Aufwand ein Kostenfaktor ist. Es gibt jedoch einen Punkt, an dem sich diese Logik ändert: wenn die Wartung selbst zur Leidenschaft wird. Für den „Schrauber“ ist die Zeit in der Garage keine verlorene Zeit, sondern ein integraler Bestandteil des Hobbys. Die Frage ist also nicht *ob*, sondern *ab wann* sich dieser Zeitaufwand auch ökonomisch als sinnvolle „Investition“ darstellt.
Die Antwort liegt in der Gegenrechnung zum Werkstatt-Stundensatz. In der Schweiz liegt dieser bei seriösen Betrieben bei durchschnittlich 150 CHF. Wenn Sie also 12 Stunden pro Jahr selbst in die Wartung Ihres Motorrads investieren, generieren Sie eine „Ersparnis“ von potenziell 1’800 CHF (12h * 150 CHF/h). Dies ist der finanzielle „Return“ auf Ihre investierte Zeit. Ein dokumentierter Fall eines Schweizer Selbstschraubers bestätigt genau diese Rechnung. Er sparte durch seine Eigenleistung exakt diesen Betrag und reinvestierte ihn in hochwertiges Spezialwerkzeug und Performance-Teile für Pässefahrten – eine direkte Umwandlung von Arbeitszeit in eine höhere Qualität des Fahrerlebnisses.
Fallstudie: Vom Kostenfaktor zum Investment
Ein Schweizer Motorradfahrer dokumentierte seine DIY-Wartung an einem komplexeren Modell. Bei einem Zeitaufwand von 12 Stunden Eigenarbeit pro Jahr und einem angenommenen Werkstatt-Stundensatz von 150 CHF ergab sich eine jährliche Ersparnis von 1’800 CHF. Diese Summe wurde nicht einfach konsumiert, sondern strategisch reinvestiert: in Spezialwerkzeug, das zukünftige Arbeiten erleichtert, und in hochwertige Fahrwerkskomponenten, die den Fahrspass auf Alpenpässen direkt steigerten. Die Wartungszeit wurde so von einem „lästigen Übel“ zu einer wertschöpfenden Tätigkeit.
Die Grenze ist also fliessend und persönlich. Wer keine Freude am Schrauben hat, sollte konsequent auf wartungsarme Modelle setzen. Wer jedoch eine Leidenschaft dafür entwickelt, kann die Wartung als profitables „Insourcing“ betrachten. Die 12 Stunden pro Jahr werden dann gerechtfertigt, wenn der finanzielle Gegenwert von 1’800 CHF die Anschaffung von Werkzeug, den Lernaufwand und den persönlichen Zeitwert übersteigt. Es ist der Punkt, an dem die Garage vom Kostenverursacher zur Wertschöpfungsstätte wird.
Warum überleben einfache Motoren ihre komplexen Konkurrenten um 50’000 km?
Die Langlebigkeit eines Motors ist ein entscheidender Faktor für die langfristige TCO. Ein Motor, der 150’000 km statt 100’000 km hält, reduziert die Amortisationskosten pro Kilometer erheblich. Entgegen der landläufigen Meinung, dass „mehr“ auch „besser“ ist, zeigt die Realität des Occasionsmarktes, dass Einfachheit oft der Schlüssel zu einer überlegenen Lebensdauer ist. Motoren mit einfacher Konstruktion überleben ihre hochgezüchteten Gegenstücke häufig um Zehntausende von Kilometern.
Der Grund dafür ist eine simple physikalische und mechanische Logik. Ein einfacher, luftgekühlter Ein- oder Zweizylinder hat schlicht weniger bewegliche Teile als ein wassergekühlter Vierzylinder. Weniger Kolben, weniger Ventile, keine Wasserpumpe, keine Kühlschläuche – jede nicht vorhandene Komponente ist eine Fehlerquelle, die eliminiert wurde. Zudem arbeiten diese Motoren oft mit einer geringeren Literleistung (PS pro Kubikzentimeter Hubraum). Dies führt zu einem geringeren thermischen und mechanischen Stress für alle Bauteile. Die Materialien werden nicht so nah an ihrer Belastungsgrenze betrieben, was den Verschleiss über die Zeit deutlich reduziert.
Diese Robustheit ist auf dem Schweizer Occasionsmarkt klar ersichtlich. Modelle wie die Suzuki DR-Z 400 oder ältere BMW Boxer-Motoren erreichen regelmässig Laufleistungen, die für hochgezüchtete Supersportler undenkbar wären. Analysen des Occasionsmarktes zeigen, dass bei einfachen Motorenkonzepten Laufleistungen von über 80’000 bis weit über 100’000 km eher die Regel als die Ausnahme sind. Im Gegensatz dazu gelten viele Hochleistungsmotoren bereits bei 50’000 – 60’000 km als „am Ende“ oder benötigen eine kostspielige Totalrevision.
Zusammengefasst sind die Faktoren für eine hohe Motorlebensdauer:
- Weniger bewegliche Teile: Reduziert die Anzahl potenzieller Verschleiss- und Fehlerpunkte.
- Geringere Literleistung: Führt zu weniger thermischem und mechanischem Stress.
- Einfache Ventilsteuerung: Weniger filigrane Teile, die versagen können.
- Luftkühlung: Eliminiert das gesamte Kühlsystem als potenzielle Fehlerquelle (Lecks, Pumpendefekt).
- Höhere Fehlertoleranz: Solche Motoren verzeihen auch mal ein leicht überzogenes Serviceintervall eher als hochgezüchtete Aggregate.
Sollten Sie bei nur 3’000 km pro Jahr trotzdem jährlich warten?
Für Wenigfahrer, die nur 3’000 km oder weniger pro Jahr zurücklegen, stellt sich oft die Frage, ob der jährliche Service wirklich notwendig ist, wenn die im Handbuch vorgeschriebenen Kilometerintervalle bei weitem nicht erreicht werden. Aus der TCO-Perspektive lautet die Antwort eindeutig: Ja. Der Grund dafür ist, dass viele kritische Komponenten nicht nur kilometer-, sondern auch zeitabhängig altern und degradieren. Das Ignorieren des jährlichen Checks ist ein klassischer Fall von „am falschen Ende sparen“.
Ein Hauptproblem ist die Bremsflüssigkeit. Sie ist hygroskopisch, das heisst, sie zieht Wasser aus der Umgebungsluft an. Mit der Zeit senkt dieser Wasseranteil den Siedepunkt der Flüssigkeit. Im Extremfall, etwa bei einer Passabfahrt, kann die Bremse überhitzen, die Flüssigkeit zu sieden beginnen und die Bremswirkung schlagartig nachlassen. Spätestens bei der periodischen Motorfahrzeugkontrolle (MFK) führt ein zu tiefer Siedepunkt zum Durchfallen. Der jährliche Wechsel ist also eine sicherheitsrelevante und kostensparende Notwendigkeit.
Ein weiteres grosses Thema sind Standschäden, gerade im Schweizer Winter. In Tank und Öl sammelt sich Kondenswasser, das zu Korrosion führen kann. Reifen härten aus und verlieren an Grip, auch wenn das Profil noch gut ist. Dichtungen und Gummiteile können porös werden. Ein jährlicher Check der Batterie-Ladespannung verhindert zudem den ärgerlichen und teuren Kauf einer neuen Batterie im Frühling, der schnell mit 80 bis 200 CHF zu Buche schlagen kann. Nicht zuletzt verlangen viele Herstellergarantien und auch Kaskoversicherungen in der Schweiz die strikte Einhaltung der Serviceintervalle – sei es nach Kilometern oder nach Zeit.
Der jährliche „kleine Service“ (Ölwechsel, Bremsflüssigkeitscheck, Batteriekontrolle, allgemeine Durchsicht) ist also keine Geldschneiderei, sondern eine entscheidende Präventivmassnahme. Er sichert den Werterhalt des Motorrads, garantiert die Sicherheit und verhindert, dass aus kleinen, zeitbedingten Problemen teure Folgeschäden werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Denken in Gesamtkosten (TCO): Betrachten Sie nicht nur den Kaufpreis, sondern die Summe aller Kosten (Wartung, Reparatur, Zeitaufwand) über die Haltedauer.
- Komplexität ist ein Kostenfaktor: Jedes zusätzliche Bauteil und jedes elektronische Feature erhöht die Wahrscheinlichkeit teurer Reparaturen und den Wartungsaufwand.
- Zeit ist Geld: Der persönliche Zeitaufwand für Pflege und Wartung ist ein realer Kostenfaktor, der in die TCO-Rechnung einfliesst (Return on Time).
Wie Sie mit 300 CHF jährlicher Wartung 4’000 CHF Reparaturen verhindern
Die wirkungsvollste Methode zur Senkung der Total Cost of Ownership ist nicht die Vermeidung von Wartung, sondern die strategische Investition in präventive Instandhaltung. Ein kleiner, regelmässiger Service für rund 300 CHF ist keine Ausgabe, sondern eine Versicherung gegen katastrophale und extrem teure Folgeschäden. Die Gegenüberstellung der Kosten ist ernüchternd und beweist den immensen Hebel der Prävention.
Ein einfacher Öl- und Filterwechsel ist Teil jedes kleinen Services. Wird er vernachlässigt, verliert das Öl seine Schmierfähigkeit, was zu erhöhtem Verschleiss und im schlimmsten Fall zu einem kapitalen Motorschaden führt. Die Reparaturkosten dafür übersteigen schnell 4’000 CHF und bedeuten oft den wirtschaftlichen Totalschaden. Ähnlich verhält es sich mit der Bremsanlage: Die rechtzeitige Prüfung der Bremsbeläge (Kostenpunkt: minimal) verhindert, dass diese bis auf die Metallträger abgenutzt werden und die teuren Bremsscheiben ruinieren. Eine simple Prävention für 50 CHF verhindert hier eine Reparatur von 800 CHF.
Die folgende Tabelle, basierend auf einer Analyse von Reparaturkosten in der Schweiz, visualisiert die Kosten-Nutzen-Rechnung der präventiven Wartung eindrücklich. Sie ist die finale Bilanz für jeden Flottenmanager.
| Wartung | Kosten (CHF) | Verhinderte Schäden | Reparaturkosten (CHF) |
|---|---|---|---|
| Kleiner Service | 300 | Motorschaden | >4.000 |
| Bremsbeläge prüfen | 50 | Bremsscheiben-Schaden | 800 |
| Kettensatz rechtzeitig | 450 | Motorgehäuse-Schaden | >4.000 |
| Bremsflüssigkeit jährlich | 80 | Bremssattel-Revision | 500 |
Diese Zahlen sprechen für sich. Die Investition in regelmässige, geplante Wartung bietet einen enormen „Return on Investment“, indem sie ungleich höhere, unplanmässige Reparaturkosten verhindert. Es ist die disziplinierte Umsetzung einer TCO-orientierten Strategie, die den Unterschied zwischen einem günstigen und einem ruinösen Motorradbesitz ausmacht. Der jährliche Service ist somit der Eckpfeiler für den Werterhalt und die Betriebssicherheit Ihres Assets.
Bewerten Sie Ihr nächstes Motorrad nicht nach dem Kaufpreis, sondern nach seiner Gesamtkostenbilanz. Treffen Sie jetzt eine strategische Entscheidung für Ihre Zeit und Ihr Budget, um maximalen Fahrspass bei minimalem Aufwand zu gewährleisten.