Veröffentlicht am März 15, 2024

Die Optimierung Ihrer Fussrasten ist keine Komfortfrage, sondern eine gezielte biomechanische Intervention, um die Schmerzkette vom Fuss bis zur Wirbelsäule zu durchbrechen.

  • Standard-Fussrasten erzwingen oft einen unphysiologischen Kniewinkel, der zu vorzeitiger Ermüdung und Gelenkschmerzen führt.
  • Eine personalisierte Einstellung entlastet die Gelenke, verbessert die Dämpfung durch die Beine und erhöht die Kontrolle auf Schweizer Passstrassen.

Empfehlung: Führen Sie eine systematische Analyse Ihrer Sitzposition durch, um die Belastungspunkte zu identifizieren, bevor Sie in anpassbare Komponenten investieren. Dies ist eine Investition in Ihre langfristige Fahrgesundheit.

Jeder erfahrene Tourenfahrer in der Schweiz kennt das Gefühl: Die Landschaft am Sustenpass ist atemberaubend, die Kurven ein Traum, doch nach 300 Kilometern meldet sich ein stechender Schmerz im Knie oder der untere Rücken verspannt sich. Die üblichen Ratschläge sind schnell zur Hand: Man spricht vom „Ergonomiedreieck“ aus Lenker, Sitzbank und Fussrasten, empfiehlt Pausen oder preist teure Zubehörteile an. Diese Ansätze kratzen jedoch oft nur an der Oberfläche eines tieferliegenden Problems, das weit über blossen Komfort hinausgeht. Sie ignorieren die fundamentalen biomechanischen Kräfte, die auf langen Fahrten auf den Körper wirken.

Die landläufige Meinung konzentriert sich auf die Anpassung der Komponenten, ohne das „Warum“ zu hinterfragen. Doch was, wenn die wahre Ursache nicht eine schlechte Sitzbank, sondern eine ungünstige Kraftübertragung ist? Was, wenn die Fussraste nicht nur ein Haltepunkt für den Fuss, sondern der entscheidende Hebel in einer komplexen Belastungskette ist, die bis in die Halswirbelsäule reicht? Die Optimierung der Fussrastenposition ist mehr als eine mechanische Justierung; sie ist eine strategische Intervention in die Kinematik Ihres Körpers. Sie entscheidet darüber, ob Ihre Beine als effektive Stossdämpfer fungieren oder ob Stösse und Vibrationen ungefiltert auf Knie, Hüfte und Wirbelsäule übertragen werden.

Dieser Artikel bricht mit der oberflächlichen Komfort-Diskussion. Wir analysieren aus der Perspektive eines Ergonomie-Spezialisten die biomechanischen Ursachen für Langstreckenschmerzen. Sie erfahren, warum Standardlösungen für die meisten Fahrer unzureichend sind, wie Sie Ihre Fussrasten systematisch für maximale Entlastung einstellen und ab wann sich eine Investition in hochwertige Komponenten nicht nur rechnet, sondern aus gesundheitlicher Sicht notwendig wird. Wir betrachten das gesamte System – von der Fussraste über die Federung bis zur Sitzposition –, um Ihnen zu ermöglichen, Ihre Tourenreichweite nicht durch einen grösseren Tank, sondern durch einen schmerzfreien Körper zu verlängern.

text

Um dieses komplexe Thema strukturiert anzugehen, führt Sie dieser Artikel durch die entscheidenden Aspekte der Motorrad-Ergonomie, von der Ursachenanalyse bis zur praktischen Umsetzung.

Warum führen Standard-Fussrasten bei 80% der Fahrer nach 300 km zu Knieschmerzen?

Standard-Fussrasten sind ein Kompromiss, konzipiert für einen hypothetischen Durchschnittsfahrer, den es in der Realität nicht gibt. Sie zwingen den Körper in eine vordefinierte Haltung, die für einen Grossteil der Fahrer zu einem unphysiologisch spitzen oder überstreckten Kniewinkel führt. Dieser Winkel ist die primäre Ursache für Schmerzen, da er die kinematische Kette – das Zusammenspiel von Fuss-, Knie- und Hüftgelenk – blockiert. Anstatt dass die Beine als natürliche Stossdämpfer fungieren, wird die Belastung direkt auf die Gelenkknorpel und Bänder des Knies übertragen. Nach wenigen Stunden im Sattel führt dies zu einer Überlastung, Entzündungsreaktionen und dem bekannten stechenden Schmerz.

Die demografische Entwicklung verschärft dieses Problem. Die grösste Gruppe der Motorradfahrer ist heute im mittleren Alter, wobei allein in Deutschland 31,7% der Fahrer in der Altersgruppe 40-49 liegen. In diesem Lebensabschnitt nehmen die Regenerationsfähigkeit der Gelenke und die Elastizität des Bindegewebes naturgemäss ab. Eine suboptimale Ergonomie, die in jüngeren Jahren vielleicht noch toleriert wurde, wird nun zur direkten Ursache für chronische Beschwerden. Die Standard-Fussraste ignoriert diese individuelle Biomechanik und wird so vom simplen Bauteil zum Auslöser einer negativen Belastungskette, die sich über die gesamte Tour fortsetzt.

Die Konsequenz ist nicht nur Schmerz, sondern auch eine signifikante Reduktion der Konzentration und Fahrsicherheit. Der Fahrer beginnt, seine Position ständig zu verändern, um den Schmerz zu lindern, was zu Unruhe im Fahrwerk und einer verkrampften Haltung führt. Die Tour wird zur Qual, und die potenzielle Reichweite wird nicht durch den Tankinhalt, sondern durch die körperliche Belastungsgrenze diktiert.

Wie stellen Sie Fussrastenposition für maximalen Komfort auf langen Touren ein?

Die optimale Einstellung der Fussrastenposition ist ein Prozess der individuellen Anpassung, der weit über das blosse „Bequem-Sitzen“ hinausgeht. Das Ziel ist die Herstellung einer neutralen, entlasteten Gelenkstellung. Ein guter Ausgangspunkt ist ein Kniewinkel von etwa 90 Grad, wenn die Füsse auf den Rasten stehen. Dies ist jedoch nur eine grobe Richtlinie. Die Feinjustierung muss im Kontext des gesamten Ergonomiedreiecks erfolgen, das die drei Kontaktpunkte zwischen Mensch und Maschine definiert: Sitzbank, Lenkergriffe und Fussrasten.

Anwendungsfall: Das Ergonomiedreieck-Konzept

Hersteller von Zubehörteilen wie Wunderlich haben das Konzept des Ergonomiedreiecks über Jahrzehnte perfektioniert. Ihre Forschungen an BMW-Motorrädern zeigen deutlich, dass nur die harmonische Abstimmung aller drei Kontaktpunkte ein wirklich entspanntes und ermüdungsfreies Fahren ermöglicht. Eine Anpassung allein an den Fussrasten ist oft nicht ausreichend, wenn Lenkerposition oder Sitzhöhe nicht ebenfalls in die Optimierung einbezogen werden. Die richtige Anordnung dieser Punkte erlaubt es dem Körper, eine aktive, aber lockere Haltung einzunehmen und Vibrationen effektiv zu absorbieren.

Die präzise Justierung, insbesondere bei verstellbaren Rastenanlagen, erlaubt es, die Füsse leicht nach unten und vorne zu verlagern. Dies öffnet den Kniewinkel, reduziert den Druck auf die Patellasehne und verbessert die Durchblutung. Gleichzeitig wird die Propriozeption verbessert – das Gefühl für die Position des Motorrads –, was zu mehr Kontrolle und Sicherheit in Kurven führt. Die richtige Einstellung ist immer ein Kompromiss zwischen entspanntem Touring und der notwendigen Bewegungsfreiheit für eine aktive Fahrweise, insbesondere auf kurvigen Schweizer Passstrassen.

Nahaufnahme verstellbare Fussrastenanlage mit Schweizer Alpenpanorama

Wie die detailreiche Aufnahme zeigt, bieten moderne Systeme eine millimetergenaue Anpassung. Diese Präzision ist der Schlüssel, um die Fussraste exakt an Ihre individuelle Beinlänge und bevorzugte Stiefelposition anzupassen. Es ist ein iterativer Prozess: Fahren Sie nach jeder kleinen Änderung eine kurze Testrunde, um die Auswirkung auf Knie, Hüfte und Rücken zu spüren.

Ihre Checkliste: Feinjustierung des Fussbremshebels nach Rastenverstellung

  1. Grundposition finden: Positionieren Sie zuerst die Fussraste so, dass Sie bequem auf dem Motorrad sitzen und der Kniewinkel optimal entlastet ist.
  2. Vorbereitung: Lösen Sie die Kontermutter der Bremskolben-Druckstange mit einem passenden Gabelschlüssel.
  3. Hebelhöhe anpassen: Verdrehen Sie die Druckstange am Sechskant, um durch Ein- oder Ausdrehen die Höhe des Fussbremshebels an die neue Rastenposition anzupassen.
  4. Fixierung: Ziehen Sie die Kontermutter nach korrekter Einstellung mit dem vom Hersteller empfohlenen Drehmoment (z.B. 10 Nm) wieder fest.
  5. Funktionskontrolle: Kontrollieren Sie unbedingt die Funktion des Bremslichtschalters und stellen Sie diesen bei Bedarf nach, um eine Fehlfunktion zu vermeiden.

Standard, verstellbar oder tiefergelegt: Welche Rasten für 600-km-Alpentage?

Für ausgedehnte Touren durch die Alpen, bei denen enge Kehren und lange Geraden im Wechsel gefahren werden, stossen Standard-Fussrasten schnell an ihre Grenzen. Die Wahl der richtigen Nachrüst-Alternative hängt stark von den individuellen Bedürfnissen, dem Budget und den gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz ab. Drei Hauptkategorien stehen zur Auswahl: tiefergelegte Rasten, verstellbare Rasten und komplette Rastenanlagen.

Tiefergelegte Rasten sind eine kostengünstige erste Massnahme, um den Kniewinkel zu entspannen. Verstellbare Rasten bieten deutlich mehr Flexibilität und erlauben eine Feinjustierung in mehreren Achsen. Komplette Anlagen ersetzen auch die Hebel und bieten die grösste Einstellungsbandbreite, sind aber auch die teuerste Option. Die folgende Tabelle, basierend auf einer Analyse von Nachrüstoptionen, gibt einen Überblick.

Vergleich der Fussrastentypen für Langstreckentouren
Rastentyp Verstellbereich Preis (CHF) Vorteile Nachteile
Standard Keine Verstellung 0 Bereits vorhanden, TÜV-geprüft Keine Anpassung möglich
Verstellbar 60-80mm vor/zurück, oben/unten 400-800 Individuelle Anpassung, bessere Ergonomie Hohe Investition, Montageaufwand
Tiefergelegt 20-50mm tiefer 100-300 Entspannterer Kniewinkel Reduzierte Schräglagenfreiheit

Ein entscheidender Nachteil tiefergelegter Rasten ist die reduzierte Schräglagenfreiheit. Was auf gerader Strecke ein Segen ist, kann in den Spitzkehren des Grimselpasses zum Problem werden, wenn die Raste frühzeitig aufsetzt. Verstellbare Systeme sind hier oft der beste Kompromiss, da sie eine tiefere Position für die Autobahnanfahrt und eine höhere, sportlichere Position für Passstrassen ermöglichen. Für Schweizer Fahrer ist zudem die rechtliche Komponente entscheidend. Nicht alle Zubehörteile sind ohne Weiteres legal.

Eine klare Aufschlüsselung, welche Fussrasten in der Schweiz ein Beiblatt (DTC/FAKT-Gutachten) für die legale Eintragung benötigen und welche als Zubehörteile eintragungsfrei sind

– Schweizer Töff-Forum, Diskussion zur MFK-Eintragung von Fussrasten

Diese Aussage aus einem Fachforum unterstreicht die Notwendigkeit, sich vor dem Kauf genau zu informieren. Eine Investition ist nur dann sinnvoll, wenn das Bauteil bei der nächsten Motorfahrzeugkontrolle (MFK) nicht zu Problemen führt. Prüfen Sie immer, ob für das gewünschte Produkt ein Schweizer Gutachten vorliegt.

Wie falsche Fussrastenposition langfristig zu Kniearthrose führt

Während kurzfristige Schmerzen ein lästiges, aber vorübergehendes Problem zu sein scheinen, sind die langfristigen Folgen einer permanenten Fehlbelastung weitaus gravierender. Eine unphysiologische Fussrastenposition, die das Knie in einen dauerhaft spitzen Winkel zwingt, führt zu einer chronischen Kompression des Gelenkknorpels. Dieser Knorpel wirkt als Puffer zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Wird er über Jahre hinweg ungleichmässig und mit hohem Druck belastet, nutzt er sich vorzeitig ab. Dieser Prozess, bekannt als Kniearthrose, ist irreversibel und führt zu dauerhaften Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen.

Die Belastung ist nicht statisch. Jede Bodenwelle, jede Vibration des Motors wird über die Rasten in die Füsse geleitet. Bei einer korrekten Position können die Beinmuskulatur und die Gelenke diese Mikrovibrationen abfedern. Bei einem blockierten Kniegelenk wird diese Dämpfungsfunktion jedoch ausser Kraft gesetzt. Die Stösse werden direkt auf den Knorpel übertragen, was den Verschleissprozess massiv beschleunigt. Man kann es sich wie das ständige, leichte Hämmern auf eine bestimmte Stelle vorstellen – über Tausende von Kilometern summiert sich dieser Effekt zu einem signifikanten Schaden.

Prävention ist hier der einzige wirksame Ansatz. Neben der ergonomischen Optimierung des Motorrads spielt auch die körperliche Fitness eine entscheidende Rolle. Regelmässige Dehn- und Kräftigungsübungen können helfen, die Muskulatur rund um die Gelenke zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten. Dies schafft eine wichtige Resilienz gegenüber den Belastungen langer Touren.

  • Kniebeuge mit breitem Stand: Zur Öffnung der Hüfte und Entlastung des unteren Rückens, 30 Sekunden halten.
  • Ausfallschritt mit Rumpfrotation: Dehnt den Hüftbeuger, der bei langem Sitzen verkürzt, und mobilisiert die Wirbelsäule.
  • Wadendehnung an einer Wand: Wichtig für die Beweglichkeit im Sprunggelenk, was sich direkt auf das Knie auswirkt.
  • Core-Training (Rumpfstabilisation): Eine starke Körpermitte stabilisiert die gesamte Sitzposition und entlastet die Wirbelsäule.
  • Beinpendeln nach der Tour: Lockert die Hüft- und Kniegelenke und fördert die Regeneration.

Ab welcher Jahreskilometerleistung rechtfertigen sich 400-CHF-Komfort-Rasten?

Die Investition von 400 Schweizer Franken oder mehr in verstellbare Fussrasten erscheint auf den ersten Blick hoch. Um diese Frage rational zu beantworten, muss man die Perspektive ändern: Es handelt sich nicht um einen Kostenpunkt, sondern um eine Investition in Fahrzeit, Gesundheit und Sicherheit. Die klassische Frage „Lohnt sich das?“ sollte daher umformuliert werden in: „Was kostet es mich, es nicht zu tun?“. Die Kosten des Nichtstuns sind verkürzte Touren, Schmerzen, teure physiotherapeutische Behandlungen und im schlimmsten Fall der Verlust der Freude am Fahren.

Eine einfache Amortisationsrechnung kann die Entscheidung erleichtern. Angenommen, eine Tour muss wegen Knieschmerzen nach 300 statt der geplanten 500 Kilometer abgebrochen werden. Der „Verlust“ beträgt 200 Kilometer Fahrspass. Wenn eine 400-CHF-Rastenanlage dieses Problem löst, hat sie sich nach nur wenigen solcher Touren bereits „bezahlt“ gemacht – nicht in Geld, sondern in gewonnener Lebensqualität. Die Schwelle ist daher nicht eine fixe Jahreskilometerleistung, sondern die Häufigkeit, mit der Schmerzen die Tourenplanung negativ beeinflussen.

Symbolische Darstellung der Investitionsrechnung für Komfort-Fussrasten

Fährt ein Fahrer mehr als 5’000 Kilometer pro Jahr und leidet regelmässig auf Touren über 200 Kilometer unter Beschwerden, ist die Investition fast immer gerechtfertigt. Für reine Kurzstreckenfahrer mag die Serienausstattung ausreichen. Doch für den ambitionierten Schweizer Tourenfahrer, der Alpenpässe und lange Distanzen liebt, ist eine anpassbare Ergonomie eine Notwendigkeit. Die Investition schützt nicht nur die Gelenke, sondern erhöht auch die Konzentration und damit die aktive Sicherheit auf anspruchsvollen Strecken.

Warum verursacht eine zu harte Federung nach 5’000 km Bandscheibenvorfälle?

Eine zu hart eingestellte Federung ist ein oft unterschätzter Faktor in der ergonomischen Belastungskette. Viele Fahrer stellen ihr Fahrwerk für eine vermeintlich sportliche und direkte Rückmeldung sehr straff ein. Auf der Rennstrecke mag dies sinnvoll sein, auf den oft welligen und unebenen Schweizer Land- und Passstrassen führt dies jedoch zu einer gefährlichen Kettenreaktion. Harte Stösse von der Fahrbahn werden vom Fahrwerk nicht mehr ausreichend absorbiert und direkt an den Rahmen weitergeleitet. Von dort wandern sie über die Sitzbank und die Fussrasten in den Körper des Fahrers.

Hier kommt wieder die Fussrastenposition ins Spiel. Wenn der Kniewinkel durch eine zu hohe Raste bereits spitz ist, kann das Bein seine natürliche Funktion als sekundärer Stossdämpfer nicht mehr erfüllen. Die gesamte Stossenergie wird vom Gesäss aufgenommen und direkt in die Wirbelsäule geleitet. Über Tausende von Kilometern werden die Bandscheiben, die als Puffer zwischen den Wirbeln dienen, permanent komprimiert und mikroskopisch geschädigt. Dies kann langfristig zu einer Protrusion (Vorwölbung) oder sogar einem Prolaps (Bandscheibenvorfall) führen – einer äusserst schmerzhaften und langwierigen Verletzung.

Anwendungsfall: Die Kettenreaktion von Federung und Ergonomie

Fahrwerksspezialisten wie MB Bike Performance betonen genau diese fatale Kettenreaktion. Eine zu harte Federung ist besonders problematisch in Kombination mit einer schlechten Ergonomie. Ihre Analyse zeigt, dass moderne Motorräder oft genügend Schräglagenfreiheit bieten, um die Fussrasten tiefer zu positionieren. Ein dadurch entspannterer Kniewinkel ermöglicht es den Beinen, Stösse aktiv abzufedern, bevor sie die Wirbelsäule erreichen. Eine weicher abgestimmte Federung in Kombination mit einer optimierten Fussrastenposition ist der Schlüssel zur Entkopplung des Körpers von den Fahrbahnunebenheiten.

Die landläufige Meinung, eine tiefe Raste reduziere die Schräglagenfreiheit zu stark, ist oft ein Mythos. Für den Strassengebrauch ist der Gewinn an Komfort und Gesundheit durch die verbesserte Dämpfungsfähigkeit der Beine weitaus wertvoller als der letzte Grad an möglicher Schräglage. Eine holistische Betrachtung von Federung und Ergonomie ist daher unerlässlich, um die Wirbelsäule wirksam zu schützen.

Wie stellen Sie Windschild und Sitzposition für 200 km Autobahn ohne Nackenschmerzen ein?

Nackenschmerzen auf langen Autobahnetappen sind ein weit verbreitetes Problem, dessen Ursache oft fälschlicherweise allein dem Winddruck zugeschrieben wird. In Wahrheit sind sie das Ergebnis eines ungünstigen Zusammenspiels aus Aerodynamik und einer verspannten Sitzhaltung. Ein falsch eingestelltes oder unpassendes Windschild erzeugt Verwirbelungen genau auf Helmhöhe. Der ständige, turbulente Druck zwingt die Nackenmuskulatur zu ununterbrochener Haltearbeit, um den Kopf zu stabilisieren. Dies führt unweigerlich zu Verspannungen, die bis in die Schultern und den oberen Rücken ausstrahlen.

Die Sitzposition selbst ist jedoch ein ebenso wichtiger Faktor. Eine zu weit vorn oder hinten positionierte Sitzbank verändert den Winkel des Oberkörpers und damit die Haltung des Kopfes. Eine aufrechte, leicht nach vorn geneigte Haltung, bei der die Arme locker und leicht gebeugt sind, ist ideal. Der Blick sollte weit nach vorn gerichtet sein, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Die gesamte Haltung auf dem Motorrad beeinflusst die Beweglichkeit des Kopfes und damit die entscheidend wichtige Blickführung für vorausschauendes Fahren.

Die Optimierung beginnt bei der Einstellung des Windschilds. Ziel ist es, den Luftstrom entweder sauber über den Helm zu leiten oder – bei Naked Bikes oder niedriger Scheibe – den Oberkörper gleichmässig und ohne Turbulenzen anzuströmen. Oft ist eine niedrigere Einstellung besser als eine hohe, die Verwirbelungen erzeugt. Testen Sie verschiedene Höhen bei Autobahngeschwindigkeit. Ergänzend dazu sollte die Sitzposition überprüft werden: Erreichen Sie den Lenker entspannt? Ist Ihr Rücken gerade, aber nicht steif? Oft kann schon das Verschieben des Lenkers um wenige Millimeter eine deutliche Entlastung für den Nackenbereich bringen. Die gesamte Belastungskette endet im Nacken, und ihre Ursache liegt oft viel weiter unten in der Sitz- und Fussposition.

Das Wichtigste in Kürze

  • Biomechanik vor Komfort: Betrachten Sie die Fussrastenposition als biomechanische Intervention zur Entlastung der Gelenke, nicht als reine Komforteinstellung.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Eine optimale Ergonomie entsteht nur im Zusammenspiel von Fussrasten, Federung, Sitz und Lenker. Isolierte Änderungen sind oft unzureichend.
  • Investition in Gesundheit: Die Kosten für anpassbare Komponenten amortisieren sich durch gewonnene Fahrzeit, erhöhte Sicherheit und die Prävention chronischer Gelenkschäden.

Wie Sie Ihre Federung einstellen und Rückenschmerzen nach 300 km vermeiden

Die richtige Einstellung der Federung ist der letzte, aber entscheidende Baustein für eine schmerzfreie Langstreckentour. Sie agiert als primärer Filter zwischen der Strasse und Ihrem Körper. Eine werkseitige Einstellung ist meist ein Kompromiss für einen 75-kg-Fahrer ohne Gepäck. Für den typischen Tourenfahrer in der Schweiz, der mit Gepäck unterwegs ist und unterschiedliche Strassenbeläge befährt, ist eine individuelle Anpassung unerlässlich. Das Ziel ist es, eine Balance zu finden: so weich wie möglich für maximalen Komfort, aber so straff wie nötig für Stabilität und Sicherheit in Kurven.

Die wichtigsten Einstellparameter sind die Federvorspannung, die Druckstufe und die Zugstufe. Die Federvorspannung passt das Fahrwerk an das Gesamtgewicht (Fahrer + Gepäck) an. Die Druckstufe kontrolliert, wie schnell das Fahrwerk bei Unebenheiten einfedert, während die Zugstufe das Ausfedern dämpft. Für Touren auf Schweizer Strassen, die oft von gut ausgebauten Autobahnen zu welligen Nebenstrassen wechseln, empfiehlt sich eine eher komfortorientierte Einstellung.

Ein systematischer Ansatz zur Einstellung ist entscheidend. Führen Sie Änderungen immer nur an einem Parameter auf einmal durch und notieren Sie die Ausgangseinstellung. So können Sie jederzeit zum Ursprung zurückkehren.

  1. Negativfederweg (Sag) messen: Der erste und wichtigste Schritt. Das Motorrad sollte unter Belastung durch Fahrer und Gepäck um etwa 25-30% seines Gesamtfederwegs einsinken. Passen Sie die Federvorspannung entsprechend an.
  2. Druckstufe anpassen: Öffnen Sie die Druckstufendämpfung (gegen den Uhrzeigersinn drehen) für Fahrten auf unebenen Strassen, um mehr Komfort zu erhalten und harte Schläge zu absorbieren.
  3. Zugstufe einstellen: Eine zu schnelle Ausfederung macht das Fahrwerk unruhig. Schliessen Sie die Zugstufe (im Uhrzeigersinn drehen) gerade so weit, dass das Motorrad nach dem Einfedern nicht nachwippt, sondern stabil bleibt.
  4. Testfahrt durchführen: Fahren Sie nach jeder Änderung eine bekannte Strecke mit verschiedenen Geschwindigkeiten und Kurvenradien, um die Auswirkung zu spüren.

Eine korrekt eingestellte Federung arbeitet Hand in Hand mit einer optimierten Ergonomie. Sie reduziert die auf den Körper wirkenden Kräfte dramatisch und ist damit die effektivste Massnahme gegen Rückenschmerzen nach einem langen Tag im Sattel.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihr Motorrad als ein ganzheitliches ergonomisches System zu betrachten. Eine systematische Analyse und schrittweise Anpassung Ihrer Fussrasten und Federung ist der direkteste Weg zu längeren, sichereren und vor allem schmerzfreien Touren durch die schönsten Landschaften der Schweiz.

Geschrieben von Claudia Fischer, Claudia Fischer ist Sicherheitsingenieurin und zertifizierte Produkttesterin für Motorrad-Schutzausrüstung mit 12 Jahren Erfahrung in der Prüfung und Bewertung von Schutzbekleidung nach europäischen CE-Normen.